Für meinen Blog wollte ich schon lange einen Post über die Frage warum und wie Psychotherapie überhaupt wirkt, schreiben. Aber ich habe nie damit angefangen – denn irgendwie schien mir das ein so wichtiger Text zu sein, dass ich immer noch mehr Notizen gebraucht habe und noch mehr nachlesen wollte, was andere dazu schreiben. Also hab ich den Text, den ich so wichtig finde, bis jetzt nicht geschrieben.

Und da bin ich ja schon mitten im Thema! Denn auch Psychotherapie kann ja nur wirken, wenn man endlich mal beginnt, die Sache anzugehen. So wie ich jetzt einfach mal beginne, diesen Artikel zu schreiben. Der Weg entsteht beim Gehen. Und „perfekt aber ungeschrieben“ ist sicher keine gute Option. Deshalb hier also ein Text mit ein paar Gedanken dazu, was zu den Wirkfaktoren von Psychotherapie gehört. Denn immer wieder höre ich die Frage: „Was soll es denn bringen, wenn ich mit jemandem jede Woche über meine Probleme rede?“

Eine gute Beziehung.

Und da sind wir schon bei ersten Punkt: Es kommt darauf an, wer mit Ihnen über Ihre Probleme spricht. Eine Person, die zu Ihnen passt, der Sie vertrauen und die ihr „Handwerk“ versteht. Und die sich ganz auf Ihre Sicht der Dinge einlässt, ohne Bewertung, ohne Vorstellungen von dem, wie Sie sein sollten. Die Beziehung ist in der Psychotherapie so wichtig, weil es darum geht, dass Sie sich wirklich wertgeschätzt fühlen, so wie Sie sind. So können Sie Dinge besprechen, die Ihnen unangenehm sind. Und so kann ich Fragen stellen und Dinge thematisieren, die heikel sind. Das ist der Weg zu den wichtigen Themen. Und: In der Psychotherapie neigen wir alle dazu, unsere typischen Muster zu wiederholen – darauf werden wir in der Psychotherapie besonders achten und gemeinsam nach Alternativen suchen. Das kann mit der passenden Psychotherapeutin oder dem passenden Psychotherapeuten gelingen. Deshalb gilt: Suchen Sie nach der oder dem Richtigen!*

Verändern wollen.

Zuerst hatte ich hier stehen: VeränderUNG wollen. Aber das ist nicht richtig – es reicht nicht, wenn man will, dass sich etwas verändert. Denn das ist ja oft so, dass man schon irgendwie gern hätte, dass sich das Unangenehme wegverändert. Das reicht aber leider nicht. In einer Psychotherapie wird Ihnen niemand das Problem wegzaubern, sondern es ist notwendig, dass SIE bereit sind SICH zu verändern. In der Psychotherapie werden wir natürlich daran arbeiten, wie es Ihnen gelingt, vom „Wünschen zum Wollen“ zu kommen – aber zuerst mal muss eine grundsätzliche Bereitschaft da sein: Ich will, dass etwas anders wird. Ich bin bereit, dafür auch etwas anders zu tun.

Veränderung erleben – nicht nur drüber nachdenken.

Ins Handeln kommen und ausprobieren. Die Verhaltensweisen, Denkmuster, Glaubenssätze … die uns das Leben schwer machen, haben wir normalerweise schon eine ganze Weile. Deshalb lassen sie sich auch nicht so einfach ändern. Und es ist am Anfang mühsam, etwas anders zu tun als gewohnt. Die Erkenntnis, WARUM wir etwas tun, das uns eigentlich nicht gut tut, ist  wichtig und hilfreich  –  es macht uns aufmerksam, wenn wir wieder auf die Falle zusteuern, es erinnert uns immer wieder daran, warum wir den neuen mühsamen Weg versuchen.  Ausreichend für Veränderung ist Erkenntnis leider nicht. Das immer wieder tun und erleben des Neuen ist unumgänglich.

In der Psychotherapie ist ein wunderbarer Ort, auszuprobieren, das Gewohnte sein zu lassen, und eine paar neue Möglichkeiten durchzuprobieren. Und Veränderung tatsächlich zu erleben.

Ressourcen aktivieren.

Und hier schließt direkt ein wichtiges Thema von Psychotherapie an: Ziel ist es, „Ressourcen zu aktivieren“. Denn das eine ist, festzustellen, dass ich mich auf eine Art und Weise verhalte, die mir nicht gut tut. Aber das hilft wenig, wenn keine Alternativen dazu vorstellbar sind. Gute Psychotherapie hilft, Entscheidungsmöglichkeiten zu geben. Deshalb werden wir uns intensiv mit Ihren Potenzialen und Fähigkeiten beschäftigen und sie (wieder) verfügbar machen. In der integrativen Gestalttherapie vertrauen wir in das Potenzial, das wir alle in uns tragen, unser Leben zu meistern. Manchmal muss dieses Potenzial eben erst wieder entdeckt werden.

 

Das scheinen mir im Augenblick einige der wichtigsten Faktoren, die Psychotherapie wirksam machen. Geschrieben ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Ohne Druck, etwas Perfektes, Vollständiges abliefen zu müssen. Vielleicht kommt ja noch mal ein ergänzender Text.

 

∗ Viele  PsychotherapeutInnen bieten kostenlose Erstgespräche oder günstige kurze Kennenlerngespräche an, damit Sie die Möglichkeit haben, mehr als eine Person kennenzulernen und wirklich wählen können. Und natürlich ist die fachliche Kompetenz ein wichtiger Teil. Das österreichische Psychotherapiegesetz, gewährleistet, dass in der Ausbildung gewisse Standards sichergestellt sind – theoretisches & praktisches Wissen. Und viel Selbsterfahrung.